Nationalkommunismus

Nationalkommunismus
Na|ti|o|nal|kom|mu|nis|mus, der:
Ausprägung kommunistischer Ideologie, Politik u. Herrschaft, bei der die nationalen Interessen u. Besonderheiten im Vordergrund stehen.

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Nationalkommunismus,
 
Bezeichnung für Ideen und gesellschaftliche Konzepte, die die Entwicklung einer marxistisch-leninistischen Gesellschaftsordnung verbinden mit den besonderen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen eines Staates sowie den in ihm wirksamen geschichtlichen Traditionen. In den internationalen Beziehungen zwischen kommunistische Parteien und kommunistischen Staaten soll der »sozialistische Internationalismus« mit der Achtung vor staatlicher Unabhängigkeit verbunden werden. 1945/46 entwickelten einzelne kommunistische Parteien v. a. dort, wo sie zur Macht gelangt waren, Theorien von einem »nationalen Sonderweg zum Kommunismus«. Anlässlich des jugoslawisch-sowjetischen Konflikts von 1948 über den Aufbau eines eigenständigen kommunistischen Gesellschaftsmodells in Jugoslawien verwarf die sowjetische Partei- und Staatsführung unter Stalin den Nationalkommunismus als »Überreste nationalistischen Denkens« und als Abweichung vom Marxismus-Leninismus. Nach dem Tod Stalins (1953) verbanden sich nationalkommunistische Vorstellungen immer häufiger mit reformkommunistischen Ideen. Im Gegenzug suchte die UdSSR - mit Gewalt - die ideologische Einheit der kommunistischen Bewegung zu bewahren, v. a. im Bereich des Ostblocks (Unterdrückung des Aufstandes in Ungarn, 1956, und der Reformbewegung in der Tschechoslowakei, 1968). Mit der Politik der »Perestroika« in der UdSSR unter M. S. Gorbatschow und der Aufgabe der Breschnew-Doktrin traten die national- und reformkommunistischen Tendenzen in der Endphase des kommunistischen Herrschaftssystems zugunsten eines revolutionären Demokratisierungsprozesses immer stärker in den Hintergrund.

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Na|ti|o|nal|kom|mu|nis|mus, der: Ausprägung kommunistischer Ideologie, Politik u. Herrschaft, bei der die nationalen Interessen u. Besonderheiten im Vordergrund stehen.

Universal-Lexikon. 2012.

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